Entdecke Mölln. Lübecks schönster Pfand (2024)

Parkplatz nördlich der Altstadt am Schulsee

Koordinaten:

DD

53.632405, 10.693628

GMS

53°37'56.7"N 10°41'37.1"E

UTM

32U 611987 5943957

w3w

///akten.referate.gelächter

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Startet diesen kleinen Stadtrundgang durch die historische Altstadt am ehemaligen Stadthauptmannhof, einem prachtvollen Gebäudekomplex aus der Renaissance, das hinter dem straßenseitigen Wohnhaus des Lübecker Vogtes (Stadthauptmann) auch ein stattliches Gästehaus für die Lübecker Ratsherren bereithielt, gut zu erkennen an dem L-förmigen Grundriss und den zwei lübischen Wappenmedallions aus Muschelkalk über dem Portal. Die aufstrebende Hansestadt Lübeck, wichtigster Handelsplatz im gesamten Ostseeraum, pflegte seit dem 12.Jh. über die »Alte Salzstraße« zu der Hansestadt Lüneburg einen intensiven Salzhandel — Salz, das etwa zur Konservierung von Hering in großem Umfang benötigt wurde. Um den Transport des »Weißen Goldes« logistisch auszubauen begannen im Jahre 1391 dann die Arbeiten zu einem wahrhaft kühnen Bauprojekt, dem 97 km langen »Stecknitzkanal«. Er überwand die Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee, und damit einen Höhenunterschied von 18 m und nutzte die natürlichen Flussläufe der nach Süden fließenden »Delvenau«, die bei Lauenburg in die Elbe mündet und der nach Norden fließenden »Stecknitz«, die in die Trave mündet. Zwischen den beiden Flussläufen wurde ein 11,5 km langer Kanal gegraben! Über 3.000 Schiffsladungen mit mehr als 30.000 Tonnen Salz pro Jahr wurden im 15. Jh. auf dem Kanal bewegt. Dieser Kanal, der im 19. Jh. Zum »Elbe-Lübeck-Kanal« ausgebaut wurde, führte durch Mölln und bescherte der Stadt einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung.

Das zeigt sich eindrucksvoll an dem zweistöckigen Hauptgebäude des Stadthauptmannhof das über ein sehr hohes, repräsentativ angelegtes Erdgeschoss verfügt, das von dem auffallend niedrigeren Obergeschoss durch einen Ziegelfries abgesetzt ist. Heute befindet sich hier der Sitz der »Stiftung Herzogtum Lauenburg« und dient als Kulturzentrum. Aber auch die beiden weitern Gebäuden, die den Platz begrenzen verdienen eine löbliche Erwähnung: zum einen das eingeschossige Fachwerkreihenhaus mit drei Erkern aus dem späten 18. Jh. und die ehemalige Schule von 1860, ein breiter Putzbau im Rundbogenstil.

Über den »Mühlengang« gelangt ihr zu dem »Mühlenplatz«, dem mittelalterlichen Standort der ehemaligen Stadtmühle, seit 1864 befindet sie sich in einem massiven dreigeschossigen Rotziegelbau.

An dem denkmalgeschützten eingeschossigem Eckhaus, um 1558 errichtet, biegt ihr in die »Mühlenstraße« ein, der ihr bis zum Ende folgt. Im November 1992 starben hier (Nr.9) bei einem von Neonazis verübten und weltweit Entsetzten auslösenden, Brandanschlag drei Türkinnen. Heute befindet sich hier ein deutsch-türkische Begegnungsstätte. An der »Wallstraße« verlasst ihr die »Mühlenstraße«, quert die »Hauptstraße« und erreicht die »Seestraße«, biegt an dem ehemaligen »Heilig-Geist-Hospital« in der »Grubenstraße« bis zur »Hauptstraße«, von der wiederum die »Marktstraße« abgeht. An der Bebauung Möllns lässt sich noch gut, wenngleich vielfach erneuert, die mittelalterliche Sozialstruktur erkennen: Giebelhäuser der Kaufleute am Markt und an der Hauptstraße, kleinere Giebelhäuser der Handwerker an den Seitenstraßen und Traufenhäuser der unteren Schichten an den Randstraßen.

Durch die »Marktstraße« kommend, bietet sich nun ein Anblick, für den es sich schon allein lohnen würde, dieses alte Städtchen zu besuchen: gesäumt von historischen Bürgerhäuser aus verschiedenen Epochen (besonders sehenswert: die ehemalige Apotheke, ein zweigeschossiges Fachwerk-Giebelhaus mit Krüppelwalmdach, Anfang des 17. Jh. errichtet. Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie lebte um 1800 mit seiner Familie hier in der Marktstraße 14) wird der Blick gelenkt auf den stufigen Südgiebel mit seinen Spitzbogenblenden des backsteingotischen Rathauses und dahinter, den auf einer Anhöhe thronenden Westturm der Nicolaikirche, beides stolze Zeugnisse der wirtschaftlichen Blüte unter dem Einfluss Lübecks. Umkreist nun den freistehenden Baukörper, der sich an seinen Traufseiten zwischen dem Markt und dem tiefer gelegenen Ziegenmarkt schiebt und sich mit seiner nördliche Giebelseite so an den Kirchhügel schmiegt, dass der im Obergeschoss gelegene Ratssaal unmittelbar vom Kirchhof betreten werden konnte. Dieser prächtige, reich ausgestaltete Treppengiebel weist somit auf die einst enge Beziehung zwischen Rat und Kirche hin und ist mit seinen glasierten Ziegeln bis heute in seinem Urzustand von 1373. Zum Markt hin wurde 1475 ein nach drei Seiten offener Vorbau angebaut, der die Gerichtslaube enthält. Dieser Vorbau ist zum Markt mit einem gotischen Stufengiebel verblendet, vor dem die große Freitreppe zum höher gelegenen Kirchhof der alles beherrschenden Nicolaikirche führt. Das Rathaus wird heute als Stadtmuseum genutzt, die spannende Geschichte der Stadt ist hier anschaulich aufbereitet.

Von der zur Kirche führende Treppenaufgang bietet sich nun, einmal umdrehen und staunen bitte, ein Anblick auf den unterhalb liegenden Marktplatz, der sich in seiner Gestalt in den letzten Jahrhunderten nur unwesentlich verändert hat, beinahe alle Gebäude (Am Markt 1-12) sind als Kulturdenkmale gelistet, die ältesten teilweise über 500 Jahre alt, selbst die alte Kopfsteinpflasterung existiert noch! Besondere Aufmerksamkeit verdienen eigentlich alle Bürgerhäuser, wir möchten uns auf zwei herausragende beschränken: das stattliche Eckhaus (Am Markt 1), ein reizender zweigeschossiger Fachwerkbau von 1632 mit einem vorstehenden Holzbalken im niedrigen Obergeschoss und das reich verzierte Fachwerk-Dielenhaus (Am Markt 2) von 1582 mit auffallend hübschen, geschnitzten Halbkreisrosetten, beherbergt heute ein Museum, das dem bekanntesten Narren der Stadt gewidmet ist. Till Eulenspiegel ist hier in Mölln wohl 1350 gestorben. Zu Lebzeiten nur äußerlich ein Narr, war er tatsächlich seinen Mitmenschen an Geisteskraft, Durchblick und Witz überlegen. Seine Streiche ergaben sich meist daraus, dass er eine bildliche Redewendung wörtlich nahm um damit die Unzulänglichkeiten seiner Mitmenschen bloßzustellen und die Missstände seiner Zeit aufzudecken.

Die Entstehungsgeschichte der hoch über der mittelalterlichen Stadt auf dem Eichberg liegende spätromanische St.-Nicolai-Kirche birgt einige bis heute ungeklärte Geheimnisse. Der in seiner beachtlichen Größe an den Ratzeburger Dom erinnernden Chor, der bereits um 1200 begonnen wurde, lässt darauf schließen, dass das Langhaus zunächst erheblich größer, vielleicht sogar mit einem Querhaus geplant war, dann aber verkleinert und bis zum Ende des Jahrhunderts als dreischiffige Pfeilerbasilika errichtet wurde. Der Innenraum hatte mit Ausnahme der verputzten Gewölbe ursprünglich ziegelrote Wände, im Chor so wieder hergestellt. Hier sind im Chorgewölbe sogar noch Malereien aus dem 13. Jh. erhalten, in Zweikampfszenen zu sehen sind unverkennbar Ritter, Löwe, Drache, Hirsch und Hund als Allegorien des kämpfenden Christentums. In der zweiten Hälfte des 15. Jh. erhielt die Kirche dann unter dem Einfluss Lübecks bedeutende Umbauten: das Südschiff wurde gotisch erweitert, östlich an dieses die heutige Taufkapelle und die ursprünglich doppelstöckige Sakristei angebaut. An vielen qualitätsvollen Arbeiten der Innenausstattung waren bedeutende Lübecker Werkstätten beteiligt, uns begeistert immer wieder das, von drei filigran ausgeführten Engeln getragene, Taufbecken von 1509, ein herrlicher Marienverkündigungsleuchter im Südschiff hängend oder das ausdrucksstarke lebensgroße Abbild des gekreuzigten Jesus zwischen Langhaus und Chor. Auch statteten etwa lübsche (lübecker) Schreiner einigen Repräsentanten der Stadt oder verschiedenen Zünfte mit ihrem eigenen Gestühl aus: so lassen sich ein Stuhl des Lübecker Stadthauptmanns (Mitteljoch des Südschiffes), ein Bürgermeisterstuhl (südl. des Turmbogens), zwei Ratsherrenstühle (Chor), ein Stecknitzfahrerstuhl (Westjoch des Südschiffs) sowie Stühle der Feuergreven (Feuerwehr, Ostjoch des Nordschiffes) und der Weber (gegenüber im Südschiff) bestaunen. Selbst eine reich beschnitzte Totenbahre von 1705 gibt es zu entdecken, wir verraten hier jetzt nicht wo — gefunden? (Quellen: Wikipedia, Dehio)

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