Barotrauma – Ursachen, Symptome, Therapie (2024)

Unter einem Barotrauma versteht die Medizin Störungen der Gesundheit, die durch einen sich rasch verändernden Umgebungsdruck entstehen. Das Trauma tritt zumeist im Rahmen eines Fluges in großer Höhe oder bei Tauchgängen auf und kann zu schweren Schäden an luftgefüllten Hohlorganen führen. Besonders häufig von Barotraumata betroffen sind Abschnitte des Mittelohres, ggf. unter Beteiligung des Innenohrs. Doch auch andere luftführende Organe wie die Lunge oder der Verdauungstrakt und Gefäßhohlräume können durch einen sich rasch verändernden Umgebungsdruck Schaden nehmen. Erfahren Sie in diesem Ratgeber mehr zur Erkrankung, sowie zu geeigneten Maßnahmen der Behandlung und Prävention.

Wie entstehen Barotraumata?

Im Grunde ist Luft ein Gasgemisch, dessen Volumen nach physikalischen Gesetzten vom vorherrschenden Umgebungsdruck beeinflusst wird. Organe und Gefäße, die mit Luft gefüllt sind, unterliegen demnach einem gewissen Druck-Volumen-Verhältnis. Steigt der Umgebungsdruck (Überdruck), so verringert sich das Organvolumen proportional zum Druckanstieg. Sinkt der Umgebungsdruck hingegen (Unterdruck), nimmt das Organvolumen in Proportion zum Umgebungsdruck zu.

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Solange die Druckveränderungen in einem moderaten Maß und nur sehr langsam erfolgen, bleibt den Hohlorganen genügend Zeit, um sich an die neuen Druckverhältnisse zu gewöhnen. Ein Druckausgleich ist dann kein Problem. Gehen die Druckveränderungen allerdings zu schnell und heftig von statten, kommt es durch mangelnden Druckausgleich zum sogenannten Barotrauma. Beschwerden machen sich hier zum Beispiel durch Atemnot, Ohrenschmerzen oder Schwindel bemerkbar. In schweren Fällen sind auch Organverletzungen durch Über- oder Unterdruck nicht auszuschließen. Je nachdem, welches Hohlorgan von einem Barotrauma betroffen ist, wird dabei zwischen verschiedenen Krankheitsformen unterschieden:

  • Barotrauma des Auges
  • Barotrauma der Haut
  • Barotrauma der Lunge
  • Barotrauma des Mittelohres
  • Barotrauma des Verdauungstrakts
  • Barotrauma der Zahnhohlräume

Eine weitere Einteilung lässt sich anhand der Druckart vornehmen:

  • Überdruck-Barotrauma – Ein stark erhöhter Außendruck erzeugt einen physikalischen Sog, der ins Körperinnere gerichtet ist. Infolge ziehen sich Hohlorgane oder Gefäßhohlräume zusammen
  • Unterdruck-Barotrauma – Ein stark verminderter Außendruck provoziert einen physikalischen Sog Richtung Umgebungsdruck. Hohlorgane oder Gefäßholräume dehnen sich deshalb vermehrt aus.

Wissenswertes: Nicht völlig klar abzugrenzen sind Barotraumata von der sogenannten Dekompressions- oder Druckluftkrankheit. Die Symptome, wie auch geeignete Therapien sind nahezu identisch. Ein signifikanter Unterschied ergibt sich jedoch dadurch, dass die Druckluftkrankheit erst entsteht, wenn ein mangelnder Druckausgleich zur unkontrollierten Bildung von Gasblasen im Körperinneren führt. In gewisser Weise ist das Barotrauma also die Vorstufe zur Druckluftkrankheit.

Ursachen für ein Barotrauma

Die Hauptursachen für ein Barotrauma sind alltägliche Situationen, die einen rasch steigenden oder sinkenden Umgebungsdruck bedeuten. Nicht immer sind die Auslöser dabei in extremen Höhenlagen oder Tiefgängen zu suchen. Hier ein kleiner Überblick:

Aktivitäten in großer Höhe oder Tiefe: Der natürliche Umgebungsdruck ist sehr stark von der Höhen- bzw. Tieflage jeweiliger Standorte abhängig. Am extremsten wirkt sich der Druck hier beim Tauchen, Fliegen oder Arbeiten im Weltraum aus. Zu schnelles Ab- bzw. Auftauchen, ebenso wie Weltraumausstiege und Abflug- oder Landemanöver eines Flugzeuges erschweren dem Körper folglich einen angemessenen Druckausgleich. Ein Barotrauma kann in entsprechenden Situationen deshalb sehr leicht entstehen. Üblich sind hier vor allem Barotraumen des Mittelohres (und des Innenohrs), der Lunge und des Verdauungstraktes.

  • druckbasierte Behandlungen: Auch bei einigen Therapien können sich die Druckverhältnisse in Hohlorganen und Gefäßen rapide ändern. Dies ist zum Beispiel bei künstlicher Beatmung durch ein Beatmungsgerät oder hyperbarer Sauerstofftherapie der Fall. Logischerweise tritt in solchen Situationen vorrangig ein Barotrauma der Lunge auf, wobei auch ein mangelnder Druckausgleich im Bereich des Innenohrs oder Mittelohres möglich ist. Beim Einbringen von Zahnfüllungen kann es darüber hinaus zu Lufteinschlüssen in Zahnhohlräume kommen, was ein Barotrauma der Zähne sehr wahrscheinlich macht.
  • Gewalteinwirkung: Bestimmte Einwirkungen von Gewalt stehen zumeist mit einem Barotrauma des Mittelohres in Verbindung. Zu nennen wären hier hauptsächlich Ohrfeigen und Explosionen, die eine unvorhergesehene Druckwelle ins Mittel- oder Innenohr entsenden. Die Verletzungsgefahr ist hier äußerst hoch und kann mitunter bleibende Hörschäden zur Folge haben.
  • Vorerkrankungen: Einige Krankheiten zeichnen sich durch drucklastige Lufteinschlüsse aus. So führen Erkältungen, Polypen und entzündungsbedingte Schwellungen des Mittelohres, Innenohrs, der Nasennebenhöhlen oder der Lunge sehr häufig zu leichten Barotraumata. Ohne ausreichende Behandlung können die Druckverhältnisse in entsprechenden Körperabschnitten weiter zunehmen und dann auch ein schweres Barotrauma nach sich ziehen.
Barotrauma – Ursachen, Symptome, Therapie (3)

Symptome bei Barotrauma

Die Beschwerden eines Barotraumas sind abhängig davon, welches Organ betroffen ist und wie stark die Druckeinwirkung sich gestaltet. Leichte Barotraumen beschränken sich häufig auf „harmlose“ Symptome wie Schwindel, Hörprobleme und Empfindungsstörungen. Schwere Fälle von Barotrauma sind dagegen äußerst ernst zu nehmen, da sie bleibende Organschäden hervorrufen können. Insgesamt ist mit folgenden Symptomen zu rechnen:

  • bei Barotrauma der Augen: Augenstechen, Sehprobleme, Einblutungen ins Auge durch geplatzte Gefäße
  • bei Barotrauma der Haut: Spannungsgefühle auf der Haut, Schwellungen und Blasenbildung im Gewebe der Unterhaut (Anzeichen der Druckluftkrankheit)
  • bei Barotrauma der Lunge: erschwerte Atmung, Atemnot, Lungenrisse, Zyanose, Embolien, Spannungspneumothorax (Anzeichen der Druckluftkrankheit), Herzinfarkt oder Schlaganfall
  • bei Barotrauma des Mittelohres oder des Innenohrs: Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, Ohr- und Kopfschmerzen, Schwerhörigkeit, vollständiger Hörverlust, Tinnitus, Trommelfellverletzungen, Nasenbluten und Entzündungen des Mittelohres
  • bei Barotrauma des Verdauungstrakts: Bauchschmerzen, Magen- oder Darmblutungen, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Durchfall, allgemeine Verdauungsbeschwerden
  • bei Barotrauma der Zähne: heftige Zahnschmerzen, Kieferschmerzen, Kopfschmerzen, Druckempfindlichkeit der Zähne, Wegbrechen von Füllungen

Achtung: Bei sehr schweren Barotraumata kann es zu Empfindungsstörungen, Lähmungen, starken Blutungen, Muskel- sowie Gelenkschmerzen und sogar zu einem Kreislaufkollaps oder Bewusstlosigkeit kommen!

Diagnose und Therapie bei Barotrauma

Das Ausmaß, wie auch eventuelle Schäden eines Barotraumas, müssen meist durch bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT oder Sonographie untersucht werden. Auch spezielle Diagnosen (z.B. durch Otoskopien bei Barotrauma des Mittelohres) sind denkbar. Ergänzend ist es wichtig, den Patienten zum Unfallhergang und bestehenden Erkrankungen zu befragen.

Harmlose Barotraumen lösen sich meist von selbst in Wohlgefallen auf, sobald der Umgebungsdruck sich wieder normalisiert hat. Eine Behandlung ist demzufolge nur bei Traumata notwendig, die Verletzungen oder lebensbedrohliche Symptome auslösen. Gestalten kann sich die Therapie hier wie folgt gestalten:

  • Medikamente: Zur Behandlung von Schwellungen, Entzündungen und Organschäden stehen bei einem Barotrauma verschiedene Arzneimittel zur Verfügung. Denkbar ist zum Beispiel die Gabe von Analgetika, Antibiotika oder Kortison. Auch abschwellende und schmerzstillende Präparate kommen in Frage.
  • Operation: Operative Eingriffe sind bei Barotrauma immer dann notwendig, wenn lebenswichtige Vital- oder Organfunktionen in Gefahr sind. So lässt sich ein geschädigtes Trommelfell zum Beispiel durch eine Operation am Innenohr schienen. Taucher müssen sich dabei oft einer Verdichtung der Rundfenstermembran des Innenohrs unterziehen. Ein mit Verletzungen verbundenes Barotrauma der Lunge erfordert ggf. eine künstliche Beatmung sowie die Eröffnung des Thorax. Geht dem Trauma eine Erkrankung wie Polypen voraus, ist eventuell eine Begradigung der Nasenscheidewand sinnvoll. Welche OP im Einzelnen ergriffen werden muss, ist natürlich von Fall zu Fall verschieden. Genaueres zum richtigen Vorgehen kann hier nur ein behandelnder Arzt beurteilen.

Barotrauma – Verlauf, Komplikationen und Prävention

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  • Leichte Barotraumata, wie sie zum Beispiel durch eine Flugzeugreise oder Lufteinschlüsse im Zahn entstehen, sorgen nur selten für schwere Symptome. Sie sind in der Regel umgehend ausgeheilt, sobald die Druckbelastung aufgehoben wurde. Anders sieht es aus, wenn durch das Trauma lebenswichtige Organe in Mitleidenschaft gezogen wurden. Eine vollständige Heilung ist hier nicht immer gewährleistet, lassen sich Organschäden doch nur bedingt rückgängig machen.
  • Die größte Komplikation bei einem Barotrauma sind die bereits angesprochenen Organschäden. Je nach Schwere bedeuten sie für Patienten lebenslange Einbußen, die zum Beispiel aus einem bleibenden Hörverlust, eingeschränkter Lungenfunktion oder Hirnschäden bestehen können. Vor allem das Lungen-Barotrauma ist hier sehr tückisch. Glücklicherweise verlaufen die meisten Barotraumen aber harmlos und beschränken sich auf unbedenkliche Symptome.
  • Vorbeugen lässt sich einem Barotrauma nur durch Vermeidung extremer Druckverhältnisse. Taucher sollten in diesem Zusammenhang ein ausreichendes Training absolvieren, um die Druckänderungen im Wasser durch ausreichend langsames Ab- und Auftauchen kompensieren zu können. Alle anderen Situationen, die theoretisch zu einem Barotrauma führen, sind hingegen nur schwer zu umgehen, da sie sich meist unvorhergesehen ereignen.

Fazit

Das Barotrauma macht deutlich, wie sehr unser Körper von konstanten Druckverhältnissen abhängig ist. Das Luftvolumen in unseren Organen kann sich bei extremem Unter- oder Überdruck physikalisch stark verändern. So kommt es mitunter zu schweren Organ- und Gefäßschäden durch sich ausdehnende oder zusammenziehende Hohlräume. Allerdings sind solch schwere Formen des Barotraumas relativ selten, sodass sich die Beschwerden meist auf Schwindel, Übelkeit oder Druckschmerzen beschränkt. Im Notfall ist jedoch umgehend ein Arzt aufzusuchen, um Konsequenzen wie bleibenden Hörverlust oder Lungenschäden zu vermeiden.

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Barotrauma – Ursachen, Symptome, Therapie (2024)

FAQs

How to fix barotrauma in the ear? ›

You can use certain methods to open the eustachian tube during pressure changes, such as:
  1. Swallowing frequently.
  2. Pinching your nose, closing your mouth, and then acting as if you were going to breathe out through your nose.
  3. Chewing gum or candy.
  4. Using special ear plugs when flying.

How long does it take for barotrauma to go away? ›

Ear Barotrauma Treatment

Mild symptoms of ear barotrauma usually last a few minutes. If they last longer, you may need treatment for an infection or another problem. Serious damage, such as a burst eardrum, may take a few months to heal.

What is the solution for barotrauma? ›

Most cases of persistent barotrauma of the ear can be treated with decongestants. In unusually persistent cases, an ear, nose and throat doctor may have to make a small incision in the eardrum to equalize the pressure and drain the fluid.

How can I unblock my Eustachian tube? ›

You may be able to open the blocked tubes with a simple exercise. Close your mouth, hold your nose, and gently blow as if you are blowing your nose. Yawning and chewing gum also may help. You may hear or feel a "pop" when the tubes open to make the pressure equal between the inside and outside of your ears.

Why won't my ear pressure go away? ›

When pressure builds up in the ears, people can usually relieve it by yawning, chewing gum, or wiggling the jaw. If these do not help ears pop, a person may need a nasal spray or other medical treatment. From altitude changes to ear infections, there are many reasons why pressure may build up in the ears.

Should you go to a doctor for ear barotrauma? ›

If self-care steps do not ease discomfort within a few hours or the problem is severe, you may need to see a provider. You may need medicine to relieve nasal congestion and allow the eustachian tube to open. These include: Decongestants taken by mouth, or by a nose spray.

What happens if ear barotrauma is left untreated? ›

Ear barotrauma is usually temporary. However, complications may arise in some people, especially in chronic cases. If left untreated, this condition may cause: ear infections.

Can barotrauma be permanent? ›

Significant barotrauma (BT) may be associated with permanent complications such as hearing and balance deficits; thus prevention and recognition of ETD and BT remain important when evaluating for the hyperbaric environment and treating a pressure-related injury.

What are the stages of barotrauma? ›

The TEED scale is used for the classification of ear barotrauma. Grade I is a slight injection of the TM, Grade II is a partial hemorrhage of the TM, Grade III is a total hemorrhage of the TM, Grade IV is a blue and bulging hemotympanum, Grade V is a perforated TM.

What is the best decongestant for ear barotrauma? ›

Decongestants are used to reduce the pressure differential. Administer oxymetazoline (Afrin) 0.05%, 2 squirts each nostril bid. Performing the Valsalva maneuver immediately after spray forces the medication into the osteo and helps to open them quickly. Administer pseudoephedrine (Sudafed) 60-120 mg PO bid/qid.

What is the first aid of ear barotrauma? ›

First Aid. Use a nasal decongestant spray or drops. This might reduce the swelling of the mucous membranes, which may help to open the Eustachian tubes and drain the fluid from the middle ear. Do not put any drops in your ear canal.

How serious is barotrauma? ›

“Barotrauma” is the overarching term for medical conditions caused by sudden or significant shifts in air or water pressure. Most barotrauma conditions aren't serious and their symptoms go away without treatment. But in some instances, barotrauma may be life-threatening and require immediate medical attention.

Can hydrogen peroxide unclog an eustachian tube? ›

An 85% rate of success in opening the clogged tube with hydrogen peroxide is documented. The ototoxicity of the treatment is also examined.

How to massage an eustachian tube to drain? ›

To do this, you:
  1. Use your finger to find a bony bump behind your ear lobe.
  2. Slide your finger down until you feel a groove between your earlobe and jaw.
  3. Using firm, steady pressure, trace the groove all the way down your neck to the collarbone.
  4. Repeat this process three times on each side of your head, three times a day.

What is the best position to sleep to drain an eustachian tube? ›

Elevation (aka sleeping upright)

As long as you're upright enough to allow the ears to drain more successfully, you should notice an improvement in symptoms and be able to sleep much easier.

How do you release barotrauma? ›

Venting tools are sharpened, hollow instruments that treat barotrauma by releasing expanded gas from the swim bladder, enabling the fish to swim back down. Please note, items such as fillet knives, ice picks, screwdrivers and gaffs are not venting tools and should never be used to vent a fish.

Can barotrauma be reversed? ›

Mild cases of ear barotrauma cause symptoms that typically only last for a few minutes before clearing on their own. In severe cases, a person may need treatment to resolve an underlying cause. The recovery time will depend on the severity of the underlying cause.

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Job: Corporate Healthcare Strategist

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